Samstag, 22. November 2014

Für einen Tag

Als ich 1979/1980 die Live-Musik für mich entdeckte, sah ich die Wuppertaler Band  die Helden zwei oder dreimal spielen. Ich war begeistert von der frischen Musik und dem abgedrehten Sänger, der mit pfauenschwanzgefächerten Neonröhren auf dem Rücken sang: "Ich bin nur das Neonlicht, doch ihr alle seht mich nicht!" Man könnte durchaus von einem musikalischen Erweckungserlebnis sprechen, das kulminierte in eiem Auftritt der Helden in der besetzten Adler-Brauerei, wo ich als eher zur jüngeren Abteilung gehörender kleiner Penäler zum ersten Mal ausgiebig genoss, etwas so richtig Verbotenes zu tun, nämlich ein wunderbares altes Industiregebäude zu besetzen, das abgerissen weden sollte. (Wenn man sich anschaut, wie es an dem Ort, wo der Adler damals gestanden hat, heute aussieht, dann wird natürlich sehr deutlich, wer damals im Recht war und wer lediglich das Recht auf seiner Seite hatte.)

Wie auch immer, eines Abends spielten die Helden also in der besetzten Brauerei, ein chaotischer Auftritt, bei dem die Polizei dauernd eingriff und gemahnte, bitte die Lautstärke zu reduzieren. Irgendwann, wenn ich mich recht erinnere, wurde das Konzert durch die Exekutive dann auch ganz abgebrochen und endete im Tumult. Es war eben die Zeit zwischen Punk und New Wave, in der Individualismus, ein ästhetischer Widerwillen gegen die Rockmusik der älteren Geschwister und der Vorsatz das korrupte System wenn nicht aus den Angeln zu heben, so doch wenigstens gehörig vorzuführen, eine seltsam kreative Verbindung eingingen. Und diese Verbindung offenbarte sich mir, als die Helden auf der improvisierten Bühne im Adler standen und spielten. Klar kann man alles Mögliche gegen die Helden einwenden. Die Reime waren zuweilen - sagen wir: etwas gesucht. Die Musik war einfach. Aber die Texte trafen trotzdem ins Mark, und die Musik war zwar unkompliziert, aber gerade dadurch entstanden wunderbare raue Melodien, die man den ganze Tag oder die ganze Nacht nicht mehr aus dem Kopf kriegte. Die Songs demonstrierten, zeittypisch, einen stolz zur Schau getragener Dilettantismus. Aber genau das brauchte es ja auch: Sehr her, sagte diese Band, wir spielen nicht nach euren überkommenen Regeln, wir machen unsere eigenen!

Klar wurde das ganz schnell alles überrollt. Das System in den Ausgestaltern Thatcher, Reagan und (abgemildert, aber tendenziell in die gleiche Richtung maschierend:) Kohl schlug zurück, riss den Adler ab, kommerzialisierte die Neue Deutsche Welle, entfesselte den Kapitalismus und hinterließ die 1980er weitgehend (und bis auf wenige Ausnahmenhier hier und da) als moralische und musikalische Trümmerwüste, deren Sinnlosigkeit dann erst durch die Digitalisierung und die Wiedervereinigung übertüncht wurde. Aber das ist eine andere Geschichte. Und die mag ein anderes Mal erzählt werden. Hier jedenfalls sind die Helden endlich, nach all den Jahren:

Und irgendwann gibt es hoffentlich mal "Das Neonlicht" zu hören!

Sonntag, 16. November 2014

Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet

Lange Zeit war auch hier Schweigen, und dieses Schweigen hatte natürlich seine Gründe. Die üblichen waren dabei: Lohnerwebstätigkeiten im üblichen Umfang, eine gewisse Neujustierung in familiären Angelegenheiten, aber auch eine gewisse Rastlosigkeit, die mich davon abgehalten hat, mich für längere Zeit an den Schreibtisch zu setzen, um einen längeren Text zu schreiben, und zudem eine gewisse Ratlosigkeit beim Nachdenken über die Frage, was ich mit meinem verwaisten Blog anstellen soll.Und ehrlich gesagt: Ich habe noch keine Antwort auf diese Frage gefunden. Als Werbeplattform für meine Lieblingsband taugt das hier auf jeden Fall nichts. Und die Sache mit dem Kalenderwochen-Bloggen hat zwar Spaß gemacht, war aber irgendwie zu zeitintensiv.

Was also tun? Closing it down for good? Das nun wieder auch nicht. Schließlich wird hier regelmäßig gelesen. Und zuweilen eben auch geschrieben. So wie jetzt.

Um ehrlich zu sein: Ich weiß es noch nicht. Ich werde eine Entscheidung fällen müssen. Und dafür habe ich mir bis Ende des Jahres Zeit gegeben. 2015 also wird das Ding hier also durch doe Decke gehen. Oder erst einmal die Pforten schließen. Was auch immer es sein wird: Herzliche Grüße an alle da draußen, die mitlesen. We got a thing going on!





Und noch eins: