Sonntag, 18. November 2007

Spurensicherung

Sunday Night In Our Street

Sonntag Abend zu Hause: Für den heutigen Abend habe ich mir eine ganz besonders tolle Beschäftigung gesucht. Ich versuche die Einzelspuren des ersten Albums meiner grandiosen BandTM von ungefähr 40 allmählich sich in digitales Rauschen auflösenden CDs auf eine Festplatte zu schaufeln, ein Vorgang der Stunden in Anspruch nimmt. Alles geht langsam, und wahrscheinlich werde ich diese blöden Einzelspuren in meinem ganzen Leben nie wieder brauchen. Aber man will ja auch nichts wegschmeißen. Was zum Beispiel, wenn in drei Wochen die alte Tante EMI kommt – gibt es die überhaupt noch? – und mein Album neu rausbringen will, remixed von sagen wir mal Xavier Naidoo Phil Spector (der kann ja jetzt wieder!). Dann hätte ich nichts mehr in er Hand! Also kopiere ich Berge von Spuren auf Festplatten: Gitarre links rückwärts, Chorgesang Strophe, Congas rechts ... Höre ich da jemanden "Spießer!" rufen?

Freitag, 16. November 2007

GDL

In Schwerte gestrandet und aus lauter Frust in der alten Dampflok eine Flasche Bier gekauft. Kein guter Abend!

Donnerstag, 15. November 2007

Rude Boy

Es sind diese Abendstunden im November, die einen ganz mürbe machen wollen. Daher werde ich mir jetzt eine oder drei Flaschen Bier öffnen und endlich mal Rude Boy ansehen. Die DVD habe ich hier schon seit Ewigkeiten liegen, und meine vagen Erinnerungen an den Film beziehen sich vor allem auf die damals grandiose Ästhetik. Mal gespannt, wie es mir in 127 Minuten geht.

Donnerstag, 1. November 2007

Allerheiligen in der Backstube

Ja, ich lebe in einem dieser Bundesländer, in denen Allerheiligen ein Feiertag ist. Deshalb musste ich heute auch nicht arbeiten. Wenigstens nicht im Büro. Aber leider kann man an so einem Feiertag auch nicht einkaufen. Oder nur an Bahnhöfen und Tankstellen. Na ja, und die Bäckereien machen nachmittags zu, damit die Bäcker die Gräber ihrer Vorväter illuminieren können. Mein Schrecken war daher nicht gering, als ich heute Abend feststellte, dass es kein Brot mehr im Hause gab. Schon sah ich mich morgen früh an ein paar Eisbergsalatblättern herumlutschen, Käse mit Marmelade bestreichen und ähnliche verzweifelte Dinge tun, um mir mein Frühstück nicht versauen. Denn das Frühstück gehört zu den unverzichtbaren Bestandteilen meines Tagesablaufs. Nun schien guter Rat teuer, um mal aus meinem Lieblingsmärchen zu zitieren.

Dann aber fand ich zu meinem Glück einen Würfel Hefe im Kühlschrank. Und der Blick aufs Haltbarkeitsdatum beruhigte mich: Noch drei Tage bis Buffalo! Warum nicht, so dachte ich bei mir, mal wieder selber ein Brot backen, wie in den guten alten Tagen, als ich als junger und vor allen Dingen mittelloser Student auf der Suche nach preiswertem Brot, das auch noch gut schmeckt, irgendwann einfach selber zum Knethaken griff. Andere Männer mögen größere Scheu haben, sich dem Backhandwerk hinzugeben, aber mein altes Vorbild, der Rhythmusgitarrist der Beatles, hatte mir mal wieder der Weg geebnet. Er hatte schon in den 70ern Brot gebacken und bekam damit sogar einen eigenen Beitrag in der BBC-Sendung "Not the Nine O'Clock News".

Einige Jahre vorher hatte er mir schon einmal sehr geholfen. Er hat mir die Schmach erleichtert, die ich erlebte, als mein Augenarzt mir auf brutal ehrliche Weise eröffnete, ich sei a) kurzsichtig und brauche b) eine Brille und könne c) mit Sicherheit in meinem späteren Leben kein Pilot werden. Denn das wollte ich damals noch. Ich träumte davon, mit meiner Boeing 747 der Sonne hinterher zu fliegen.

Glücklicherweise gab es Lennon, der, selber kurzsichtig wei ein Maulwurf, ab 1967 einfach mit der uncoolsten Brille der Welt rumgelaufen war und dadurch unendlich cool wurde. Und wenn ich nicht Pilot werden konnte, dann würde ich eben ein großer Musiker. Danke, John! Schon allein dafür werde ich dich immer lieben!

Zurück zum Brot. Lennon hatte Brot gebacken, also konnte ich das auch. Und während der 90er Jahre brachte ich es zu einer wahren Meisterschaft im Brotbacken.Nicht nur einfache Hefebrote bekam ich hin, sondern ich zog mir schließlich sogar meinen eigenen Sauerteig, um deftige Roggenbrote in allen Variationen zu backen.

In den letzten Jahren bin ich dann leider vom Backen wieder abgekommen. Die Zeit rast ja bekanntlich mit zunehmenden Alter, aber gut Brot will Weile haben.

An diesem Feiertag jedoch, an dem man nicht nur als Bäcker seiner liebsten Toten gedenken soll, backe ich ein Brot, das jetzt bereits im Ofen zu duften beginnt, denke an John Lennon und an die Frau, die mir die Beatles nahe gebracht hat, als ich zwei oder drei Jahre als war. Ich saß auf der Fensterbank mit ihren Beatles-Singles in der Hand, die ein wunderschönes, kräftig grünes Label hatten. Eine davon rotierte auf dem Plattenteller der Musiktruhe, und während sie staubwischte, erzählte sie mir von den vier Männern, die die Welt verändert hatten mit ihrer Musik, ihrem Aussehen und ihren lockeren Sprüchen. Ihre Welt. Und ab diesem Zeitpunkt auch meine.