Dienstag, 30. September 2014

In de kentering der tijden

Es hat etwas von "Aus der Welt sein", obwohl es nur einige hundert Kilometer von zu Hause weg ist. Urlaub im altehrwürdigen niederländischen Seebad. Dorthin nämlich zog es mich letzte Woche, nachdem auch die letzten Urlaubspläne zu zerrinnen drohten. Also flugs ein Hotel gebucht, die internationale Fahrkarte erstanden und ab. Da ich mit keinem Gefährt der Deutschen Bahn fahren musste, wurden alle Anschlüsse erreicht. So fuhr ich dann also durch niederländische Landschaften, nicht durch gemalte, sondern durch echte, bis ich nach etwa fünf Stunden in M. anlandete. Von dort aus dann den Bus zum Seebad.

Seestück


Man atmet hier freier, was auch mit der Seeluft zu tun hat.

Ich wohnte in einem Hotel, das seine besten Tage wohl schon hinter sich hatte. Für meine Zwecke aber war es perfekt. Ich packte mein leichtes Gepäck aus, schlenderte am Strand entlang, hörte den Wellen zu und ließ mir die dunklen Gedanken aus dem Hirn blasen. Dann schaute ich mir das alte und gleichsam alt vertraute Seebad an und freute mich.

Sie nächsten Tage hatte ich mir ein Aktivprogramm verordnet. So lief ich am 2. Tag meines Aufenthalts vor dem Hotelfrühstück fünf Kilometer am Strand entlang.Nach dem Frühstück ließ ich mich treiben, fuhr mit dem Bus, als gerade eine Bahn einfuhr, in die ich einstieg. Dann war da gerade diese Fähre ...

Leaving Flushing
Schließlich fand ich mich in Brügge wieder. Ich kannte diese Stadt aus meiner Kindheit. Damls war es ein etwas verschlafenes, spätmittelalterlich geprägtes Nest, wo Omas auf den Kopfsteinpflasterstraßen saßen und klöppelten. Heute ist es eine Touristadt mit Schokoladen-, Bier- und Nippesgeschäften, zudem mit all den Läden, die es überall auf der Welt gibt. Herausgeputzter. Immer noch schön, schöner vielleicht sogar, als damals. Immer noch geprägt vom latenten Wahnsinn. Aber irgendwie normaler. 

Brügge

Ein Lied kann eine Brügge sein

Über sieben Brüggen musst du gehn

Am Tag darauf dann wagte ich eine Radtour zu die Stätten meiner Kindheit. Die Strecke zurück in die Kindheit war auch ziemlich leicht zu bewerkstelligen. Dort aber fing es grimmiglich an zu regnen. Und bei der Rückfahrt ins Erwachsenenleben hatte ich kräftigen Gegenwind (Will mir das was sagen?). 

Als ich tags darauf, an meinem letzten Abend, wieder durch die Dünen laufen wollte, rächte sich das ungewohnt straffe Sportprogramm mit einem heftigen Ziehen in meiner linken Wade, die mich nach knapp zwei Kilometern zum Stehen brachte.

Selbstportrait mit Dünen

Der Rest des Urlaubs konzentierte sich dann mehr auf Fritiertses, langsame Strandgänge und dergleichen.

Und wie aus einem Traum aufgeschreckt, wachte ich plötzlich auf, und es war mein Abfahrtstag. Ich beglich die Rechnung im  David-Lynch-mäßigen Hotel, nahm meinen Felix-Koffer an die Hand und fuhr zurück, mit Zügen, die sich durch die Winde und den wieder einsetzenden Regen kämpfen.

Aber es war gut. mein Seelentotem, das Meer, wiederzusehen. Es war gut, den Kopf wenigstens ein bisschen frei gepustet zu bekommen. Hätten aber gerne noch zwei Wochen länger sein dürfen.

Let Me Take You to the Bridge

Ein Lied kann immer noch eine Brücke sein

Sie wendet sich ab

Mit Schaudern?

Mitnichten!

Sonntag, 14. September 2014

Herbstes Beginnen

Als ich neulich schnaufend die übliche Jogging-Runde absolvierte, spuckten mir die dort noch versammelten Kastanienbäume (seit Pfingsten ist es einer weniger) ihre sämtlichen Kastanien vor die Füße. In einer anderen Ecke des Waldes lagen Haselnüsse herum, ein Stück weiter dann zahllose Eicheln. Nicht ganz so rücksichtsvoll waren die Buchen, die es schafften, mir eine Salve Bucheckern ins Gesicht zu feuern und damit meine bis dahin durchaus mögliche Jahresbestleistung zunichte zu machen, obgleich ich nur Neffen habe. 

Mit anderen Worten: In der Natur materialisiert sich der Herbst, zurzeit noch von seiner besten Seite, nämlich der, die an den Sommer anschließt. Aber das dicke Ende wird kommen, da lässt sich nicht drum herum reden. Man ist ja immer versucht Rilke zu zitieren, wenn es um den beginnenden Herbst geht, aber in diesem Jahr soll es reichen, wenn ich ihn kurz einmal erwähne. Der Rest läuft dann sowieso in Ihren Köpfen ab. Denn so funktioniert das ja mit Literatur. Das ist wie Sex. Man muss nur etwas im Menschen antriggern, und der Rest läuft dann so. 
 
Aber ich komme vom Thema ab: dem Herbst. In diesem Herbst steht einiges auf der Agenda. Das fängt an bei „reich und berühmt werden“ und geht weiter mit „bleibende Werte schaffen“ und „unendlich viel Spaß haben“. Mal kucken, was davon ich als erstes angehen. 
Apropos kucken. Letztlich schrieb mir doch jemand, man schreiben kucken nicht so, wie ich es schriebe. Sondern natürlich mit g. Dem konnte ich aber natürlich lächelnd widersprechen. Denn auch im Duden wird kucken als norddeutsche Variante von „gucken“ akzeptiert. Und ich sage nun mal „kucken“ und nicht „gucken. (Hören Sie mal hier die Tonwiedergabe von „gucken“! Klingt echt nicht so, wie ich spreche.) Das soll natürlich nicht heißen, dass ich fortan oda grunsätzlich schreibe, wiech spreche: chbin ja nicht Aano Schmit. Aber bei k/gucken hat man ja nun die Wahl, und ich, verehrte Leserschaft, habe die Meine getroffen. Tun Sie nun das Ihre.

Under a spreading chestnut-tree The village smithy stands.

Samstag, 6. September 2014

Dichterlesung

Nachdem ich mich lange gefragt habe, wofür Tumblr wohl gut sein könnte, habe ich nun eine Antwort gefunden:

“Abgesang der Lerche”

Diese kurze Geschichte, gelesen vom Autor höchstselbst, erschien erstmals im November 1993 in der dritten Ausgabe der grandiosen Zeitschrift Connewitz. Wiederveröffentlicht in Nachtstadt, eiener Sammlung von Erzählungen, erlebt man hier stereoperspektivisch den Morgen danach.


Ländliche Landschaft