Dienstag, 30. August 2022

Second Thoughts: The World Goes On

Nicht nur der letzte Titel des Albums(und meiner kleinen Reihe hier), sondern auch der letzte Titel, den ich für das Album aufgenommen habe. So ein seltener Fall von Inspirationsschub, wo plötzlich alles auf einmal da ist, und man weiß nicht woher es gekommen ist: Text, Melodie, Akkorde. Und ein sehr universeller Song, über den man nicht viel sagen muss. Die meiste Zeit habe ich damit verbracht den Sound der Gitarre so hinzubekommen, wie sie nun schließlich klingt. Daran habe ich drei oder vier Tage herumgebastelt. Die Aufnahme selbst ging dann schnell. Es gibt Songs, da hat man das Gefühl, die Instrumente, allen voran meine Telecaster, wüssten, was man von ihnen will.

Erfreulich ist auch, dass es zu diesem Song ein Video von Olaf Lenz gibt. Ich liebe seine Kurzfilme auf Youtube und auch den Film zu The World Goes On.

 




Und mit diesem Song endet meine Reihe. Vielen Dank fürs Mitlesen. 

Zu Kaufen gibt es die CD hier. Streamen kann man sie dort auch -  und auf allen gängigen Plattformen.

Bis bald!


Freitag, 26. August 2022

Second Thoughts: From the Past

Oft ist es ja so, dass zu einer Liebe oder einer Beziehung ein Song gehört, der untrennbar damit verbunden ist. "Schatz, das ist unser Lied", heißt es dann immer in Filmen, wenn irgendein alter Gassenhauer im Radio gespielt wird und das Paar, dass schon lange miteinander durch dick und dünn gegangen ist, sieht sich sehnsüchtig an und begibt sich auf  die Tanzfläche. 

Aber auch, nachdem die Beziehung längst Geschichte geworden ist, bleibt der Song als Erinnerung, die schön sein kann - oder eben auch nicht. Im Falle von "From the Past" ist die Erinnerung, die durch den Song getriggert wird, eine sehr gute und so entsteht, nachdem sich das lyrische Ich an ein paar Fetzen des alten Songs erinnert, eine geradezu körperlich wahrnehmbare Reminiszenz an ihren Geruch, ihre Stimme, daran, wie sie sich anfühlt. Und es träumt, unser lyrisches Ich, wie es wohl wäre, wenn man "the half remembered tune" heute zusammen hören würde. 

Der Song gehörte zu den frühen des Albums und ich habe ihn unmittelbar nach "Best Friend Forever" eingespielt. Mit dem E-Piano wollte ich so einen Klangteppich erzeugen, wie man ihn in den 1970er Jahren hatte, bei "A Little Luck" und "London Town" von den Wings, "You Are My Love" von Liverpool Express oder "Coming Home" von Marshal Hain. Der Song war in zwei Nächten fertig und seither hatte er einen festen Platz auf dem Album. 

 



Dienstag, 23. August 2022

Second Thoughts: Springsteen

An diesem Song habe ich mindestens ein halbes Jahr lang gearbeitet und es gibt mehr als 20 Versionen davon, die komplett unterschiedlich klingen. Dabei war es zu Anfang so einfach. J. hatte sich einen Kleinwagen gekauft, der diese Bezeichnung ganz sicher verdient, einen alten, knallroten Hyundai i10, den sie innig liebt. Das erinnerte mich an mein erstes Auto und daran, wieviel Freiheit dieses Auto bedeutet hat. Es war übrigens ein orangefarbener VW Golf I. Autos als Metapher für Freiheit und Ausbruch aus einem tristen Leben, da war ich nicht nur direkt jenseits des Atlantiks, sondern beinahe genauso schnell bei Bruce Springsteen. 

Deshalb nannte ich das Auto in meinem Song Springsteen und machte einen Text dazu, der natürlich eng angelehnt ist an Springsteen-Texte. Zwei Außenseiter wollen raus aus der Enge ihrer provinziellen Leben und das Auto wir ihnen dabei helfen. "Baby we were born to run" und so. Der Text war schnell fertig und ich mochte ihn. Der Song dazu hatte allerdings ziemlich wenig mit Springsteen zu tun, sondern war vielmehr eine Ballade, die ich auf der damals neuen 12-saitigen Gitarre spielte. Ich mochte diesen Kontrast und bastelte ein richtig ausgefeiltes Arrangement, aber das Ergebnis war absolut nicht zufriedenstellend. Offenbar fehlte mir das Equipment einer (oder in diesem Fall vier) 12-saitigen Gitarre richtig fette Präsenz zu verleihen. Das alles wurde Bruce Springsteen in keinster Weise gerecht. 

Also bastelte ich herum, probierte verschiedene Geschindigkeiten aus, kürzte den Text um zwei Strophen, schmiss drei der vier 12-saitigen Gitarren aus der ersten Version über Bord und und und. 

Nach einem halben Jahr Bastelei gab ich den Song auf, zusammen mit einem anderen Song, der es dann auch nicht auf das Album geschafft hat. Aber in meinem Kopf lief der Song immer weiter. Und nach zwei oder drei Monaten nahm ich ihn dann doch nch einmal komplett neu auf. 

Die neue Version hat nur noch von Ferne mit den alten Fassungen zu tun, aber so, das hoffe ich wenigstens, gewinnt der Song eine Eigendynamik, die dem Boss gerecht wird. Schließlich ist "Springsteen" eine Verneigung vor ihm, zudem eine Erinnerung an den kleinen roten Hyundai i10 von J. und eine Erinnerung daran, dass es ein Leben jenseits von Korrumpiertheit geben kann: "Don't want their drinks made out of other people's tears."

 



Freitag, 19. August 2022

Second Thoughts: Midway in the Journey

Der Titel ist der erste Satz aus Dantes Göttlicher Komödie

Midway upon the journey of our life
  I found myself within a forest dark,
  For the straightforward pathway had been lost.

Ah me! how hard a thing it is to say
  What was this forest savage, rough, and stern,
  Which in the very thought renews the fear.

So bitter is it, death is little more;
  But of the good to treat, which there I found,
  Speak will I of the other things I saw there.

I cannot well repeat how there I entered,
  So full was I of slumber at the moment
  In which I had abandoned the true way.

Auf dem Grund von Dantes Versen entstand dieser Song. Und aus schemenhaften Bildern aus meienr Vegangenheit. Nicht Beatrice war es, deren schwere Haare dezent nach Zigaretten rochen. Aber jemand, den ich vielleicht einmal für Beatrice gehalten habe.

Der Text entstand quasi von selbst, so als hätte Dante mal kurz ein paar Verse spendiert: Nimm das, Neumann, überleg nicht so lange. Und die Musik sollte klingen wie die Erinnerung aus einer fernen Zeit, mit einem Bass, der die Grundlage des Stückes legt und einer effektreichen Gitarre, also nach 1982 ungefähr.

Die Musik dann aufzunehmen war ein etwas längerer Prozess, da zunächst einmal nichts klang, wie es sollte. All die Effekte auf Bass und Gitarre drohten zu einem großen klangtechnischen Nebel zu werden und es hat ein bisschen gedauert, bis ich die einzelnen Instrumente wieder so konturiert hatte, dass ihre jeweiligen Melodien und Rhythmen erkennbar waren.

Hier ist das Ergebnis: "She smelled of cigarettes she had secretly smoked / She said: 'Why did you come here when you know?'"

 



Dienstag, 16. August 2022

Second Thoughts: World on Fire

Neben "The Hippie Song" und "Springsteen", ist dies ein weiterer Song des Albums, der sich mit dem Zustand unserer Welt und unserer Gesellschaft auseinandersetzt. Beide scheinen extrem verwundet zu sein: Die Welt steht buchstäblich in Brand und wir als Gesellschaft sind offenbar nicht in der Lage, darauf adäquat zu reagieren. In solchen Augenblicken ist es der Ruf nach einer vertrauten Seele, der Trost verspricht. Wir brauchen jemanden, der auf uns aufpasst, weil wir es alleine nicht hinkriegen. 

Ein Up-Tempo-Song, zumindest für meine Verhältnisse. Meine Musik ist normalerweise langsam und introvertiert. Aber wie schon "You Don't Deliver" handelt es sich hier um einen extrovertierten Song. Play loud!



Freitag, 12. August 2022

Second Thoughts: Midsummer Fairies

Auch hier kommt die 12-saitige Gitarre zum Einsatz. Es geht um die schönste Zeit, den Mittsommer am längsten Tag des Jahres. Aufgenommen habe ich in den Song im  Oktober und November, und für mich wurde die Arbeit daran zu so einer Art Ersatzsommer. Ich stellte mir ein großes skandinavisches Fest auf großer Wiese vor, mit tanzenden Menschen, aber auch Feen oder Elfen, die natürlich immer dabei sind. Ein bisschen wie in einem Buch von Astrid Lindgren. Es bleibt ewig lang hell, alle sind glücklich und trinken Tante Hildes Beerenwein, der es aber dieses Jahr ganz schön in sich hat. Und auch die Kinder dürfen mal probieren. An diesem Tag feiern alle das Leben, das Licht, die Liebe. 

Gerne hätte ich auch noch Geigen und Flöten ins Spiel gebracht, aber weder besitze ich solche Instrumente, noch könnte ich sie spielen, besäße ich sie denn. 

Auch hätte ich gerne ein Video zu diesem Song gemacht. Aber wer meine Videos kennt, der weiß, dass die im Allgemeinen eher rudimentär geraten. Manchmal passt das ja. Hier aber sicherlich nicht. Zudem hatte ich auch die Zusage einer nicht ganz unbedeutenden Filmemacherin aus meinem engeren Bekanntenkreis. Dummerweise hatten wir keine Deadline ausgemacht. Aber der nächste Mittsommer kommt bestimmt. Und bis dahin gibt es Kino für die Ohren.

 



Dienstag, 9. August 2022

Second Thoughts: The Hippie Song

Alles begann mit einer 12-saitigen Akustikgitarre der Marke Fender. Die letzte 12-saitige Gitarre meines Lebens hatte ich Anno ganz früher in einem Mädchenzimmer der Jugendherberge Schillig gespielt, und seither war ich begeistert von diesem Klang, der nicht nur "More Than A Feeling" von Bosten oder "Hymn" von BJH, sondern noch hunderttausend andere Siebziger-Hits verzaubert. Gleichwohl konnte ich mir nie eine eigene 12-Saitige leisten, da sie so engagiert bepreist sind, dass sie nicht wirklich zu mir passen. Und die paar billigen Gitarren, die es gab, waren so stimminstabil und unbespielbar, dass man besser die Finger davon ließ. Doch dann sah ich die Fender - eine 12-saitige Gitarre für relativ wenig Geld. "Eine Firma wie Fender", dachte ich so bei mir, "kan es sich sicherlich nicht leisten so richig großen Dreck zu verkaufen." Also kaufte ich das gute Stück. Und ich hatte recht. Klar, es gibt bessere Gitarren, auch besser bespielbare, aber die kosten halt auch das Vierfache. Und für den Hausgebrauch klang die Fender echt super. Also spielte ich mich ein, übte "More Than A Feeling" und "Hotel California" und schrieb auch zwei Songs auf dieser Gitarre.

Der erste Song davon ist "The Hippie Song". Zuweilen lese ich bei Twitter mit und es ist wirklich ekelerregend, wie der Umgangston dort in den vergangenen drei, vier Jahren verroht ist. Man erlangt das Gefühl, die Menschen dort sein niemals über das Kidergartenalter hinausgekommen. Derartige sprachliche und intellektuelle Entgleisungen wie dort gab es vorher in dieser Form nicht. Vielleicht ja an irgendwelchen Stammtischen, an denen ich nicht gesessen habe. Aber sicherlich nicht in der Öffentlichkeit. Und auch sonst ist die Welt kein besserer Ort geworden. Deshalb, so dachte ich, war es an der Zeit, sich an jene Tugenden zu erinnern, die unsere geistigen Vorväter und -mütter uns mit auf den Weg gegeben haben: Peace, Love and Understanding. Also Empathie.

Darum geht es im Text. Dass diese vermeintliche Coolness des Egoistischen Vollkapitalisten kein allzu erstrebenswertes Lebensziel ist. Dass es andere Dinge gibt, die unser Leben gegenenfalls lebenswerter machen würden. All diese Sachen. Und was passt besser zu solch einer Hippie-Nachricht als eine 12-saitige Gitarre, auf der man einen Lauf von A nach F oder E spielt. 

Und vergesst nicht: "It's so easy to hurt someone. And the world gets darker every moment you hurt somemone!"

 



Dienstag, 2. August 2022

Second Thoughts: The Fire

 

"I feel like a jet dissolving in midair" - in diesem Satz habe ich meine Vorliebe für die kanadische Fernsehserie "Mayday - Alarm im Cockpit" versteckt. Ich fand (und finde) diese zugegeben etwas reißerisch produzierte kanadische Serie enorm anregend - schließlich wollte ich früher, bevor ein fühlloser Augenarzt mir einen brutalen Strich durch die Rechnung machte, Pilot einer Boeing 747 werden. 

Darüber hinaus handelt der Song davon, dass Herausforderungen durchaus zu positiven Veränderungen führen können. Das gilt natürlich nicht für jede Herausforderung. Aber ich denke die größten Errungenschaften im Leben verdanken sich oft erst einmal Zwängen, auf die man eigentlich verzichtet hätte, wären es denn keine Zwänge.
 
Sehr lange gebastelt habe ich am Klang der Gitarre, der eine entsprechende Tiefe erhalten sollte, ohne dabei zu einer Phil-Spector-Wall of Sound-Matsche zu werden - tagelanges Schrauben an den Effektgeräten, etwas das ich mir zu Backseats-Zeiten auch nicht hätte vorstellen können. (Da hatte ich auchn nur eins.)