Freitag, 27. April 2012

Boy in the Raincoat



1979. Ich war 14, saß an den Hausaufgaben für irgendwas, und mein altes Röhrenradio röhrte vor sich hin. WDR 2 war damals der Sender mit den Popmusik-Sendungen, deren Namen ich längst vergessen habe. Ich will an dieser Stelle auch gar nicht mit einstimmen über den Verfall der Radiokultur in Nordrhein-Westfalen.  Nur soviel: Es war nachmittags, und eine Frau mit müde und alt klingender, verrauchter Stimme spielte schräge Platten. Nachmittags! Ich hörte nur mit halbem Ohr hin, denn was die alte Frau da spielte, war ziemlich krauses Zeug. Dann plötzlich das: Ein Stück, das meine Aufmerksamkeit von den Hausaufgaben abzog. Das in meine Welt brach, wie ein Tsunami auf Koks und erst einmal alles zerstörte, was ich über Musik zu wissen glaubte: "Fairytale in the Supermarket". Die alte Frau erzählte noch ein bisschen was über die Band, die nur aus Frauen bestand. Und ich hörte gebannt zu, denn ich wollte diesen Song unbedingt HABEN! Das aber war ein Ding der Unmöglichkeit, zumindest für mich mit meinem recht beschränkten Überblick über den Schallplattenmarkt. Der damalige Plattenhändler meines Vertrauens konnte mir jedenfalls nicht weiterhelfen.

Erst ein gutes Jahr später begegnete mir die Band wieder. Diesmal in besagtem Plattenladen. Eine LP der Gruppe, die mir mit ihrem Song ihr Erweckungserlebnis verschafft hatten. Ich raffte mein ganzes Geld zusammen und kaufte sie. Meine Freundin riet mir zu. Sie fand das Cover süß. Prima, denn sonst stand sie meinem Musikgeschmack eher distanziert gegenüber. 

Zu Hause hörte ich die Platte. Ein bisschen enttäuscht war ich, weil der Song nicht drauf war, der mich so beeindruckt hatte. Aber schnell war ich wieder versöhnt. "No Side To Fall In" eröffnete mit kratzender Geige und erratischen Basslinien, kanonhaftem Gesang und einer Vielzahl von Geräuschen, die ich erst nach und nach einzuordnen lernte. "Lola", Cover eines Kinks-Klassikers, den ich schon immer liebte, gab mir als Gitarrist Selbstvertrauen für die nächsten 100 Jahre. Denn den Mittelteil, den ich nicht spielen konnte, weil die Akkorde so schwer rauszuhören waren - damals musste man das noch selber machen - spielten die Raincoats auch einfach nicht mit. So einfach kann das Leben sein. "The Void", mit dem die B-Seite anfängt, war dann wieder sehr nah dran an meiner "Fairytale in the Supermarket"-Erfahrung, und nach kurzer Zeit liebte ich die Platte, von denen jeder Ton in die einzelnen Windungen meines Hirns eingebrannt ist, bis zu meinem oder seinem Ende. 

Die Platte, auf der, nach damaliger Sitte, auch noch einiges in die Auslaufrille geschrieben worden war ("A PORKY PRIME CUT") wurde durch die Jahre immer knistriger. Und da ich in den letzen vier Jahren kaum noch zu Hause Musik hören kann, sondern auf deren Transporatbilität angewisen bin, hörte ich "The Raincoats" immer seltener. 

Bis vor zwei Tagen der Postbote eine wunderbare CD-Fassung des Albums brachte, mit dem liebevoll gestalteten Cover, einem kleinen Booklet und einer CD, auf der sich die Songs wieder so frisch anhören, wie sie 1980 auf LP geklungen haben.  Zudem gibt es lustige Filmschnipsel mit Ausschnitten von Live-Konzerten und - nach fast 33 Jahren besitze ich es nun endlich doch: "Fairytale in the Supermarket" ist auch drauf. Inklusive Video!

Herzlichen Dank, Herr Mosblech!


Freitag, 13. April 2012

Mary

A Certain Kind of Sickness

Man könnte nach draußen schauen und sich an den knospenden Bäumen erfreuen. Man könnte in die Wolken schauen, begeistert ob der phantastischen Formationen des Wasserdampfes. Auch die schönen Menschen, gut geschminkt, gezupft, in wohlige Düfte gehüllt, könnten uns viel Freude bereiten. Aber da sind diese Untertöne, kaum zu hören, die sich mischen in die wunderbare Sinfonie des Hier und Jetzt.


Sonntag, 8. April 2012