Herr Gedsudski: Ja, ganz genau. Das ist mir ein großes Anligen.
Redakteur: Nun, welche Bands würden Sie denn zu dieser Gruppe von Bands zählen.
Herr Gedsudski: Ach, da gibt es schon verdammt viele. Mir am meisten am Herzen liegen natürlich - wie könnte es anders sein - the Laughing Man. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass ich in dieser Band spiele. Wir machen Indie-Musik vom Allerfeinsten, aber erstaunlicherweise verkaufen wir nicht ganz so viele Alben, wie wir uns das wünschen würden.
Redakteur: Und woran mag das liegen?
Herr Gedsudski: Der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass die Promoabteilung unserer Plattenfirma nur aus echten Helden besteht. Das sind die besten Leute ihrer Zunft. Denen macht echt keiner was vor. Leider ist die zweite unterbewertete Band, die ich erwähnen wollte, auch auf diesem Label. Ich spreche von der Band The Ready-Mades, wo ich nämlich auch mitspiele. Ich bin der Bassist.
Redakteur. Das ist schön. Und klingt die eine Band dann wie die andere?
Herr Gedsudski: Nein, überhaupt nicht. The Laughing Man ist meine Band, die habe ich maßgeblich geprägt, bilde ich mir ein sagen zu dürfen. The Reday-Mades haben eher andere geprägt. Okay, mein Bassspiel ist natürlich unverwechselbar, aber ansosnten prägen eher Isi mit seiner Stimme und Simple mit seinem recht unverwechselbarem Gitarrenspiel die Band.
Redakteur: Reicht denn eine Band nicht aus?
Herr Gedsudski: Definitiv nicht. Beide sind mir musikalische Heimat. Oder, um mal an Grass zu erinnern, dem ich übrigens sehr vieses zu verdanken habe im schreibenden und lesenden Bereich: Beide sind musikalische Heimat mir. Ich mochte ihn übrigens, den Günther, auch wenn sein Ego recht groß war, wie wir anlässlich seines Todes zum Beispiel im Spiegel lesen durften. Er war einer der wenigen deutschsprachigen Autoren seiner Zeit (und das gilt heute wohl in vielen Fällen noch genauso), der sich aus der recht gemächlichen, miefigen Nachkriegsprosa entfernte, die von Böll oder Walser oder Lenz geschrieben wurde. Der einzige mitunter, der internationales Niveau erreichte, zumindest zeitweise. Insofern würde ich jetzt gerne eine Gedenkminute einlegen für Günther Grass, den der große Schnitter nun dahingemäht hat.
Redakteur: Okay. (Schweigt eine Minute lang, während er auf seine funkgesteuerte Casio Wave Ceptor Tough Solar Funkuhr schaut.) So, die Minute ist vorbei.
Herr Gedsudski trutzt den Stürmen |
Redakteur: Wie sind Sie eigentlich auf diese merkwürdige Idee mit den Selbstinterviews gekommen. Haben Sie niemanden mehr, mit dem Sie sprechen können?
Herr Gedsudski: Och, schon. Aber ich finde es bestechend, wenn jemand immer die richtigen Fragen stellt. Insofern; Ganz ganz herzlichen Dank, lieber Herr Redakteur. Nein, aber die Idee ist wahrscheinlich schon etwas älter. Mir sind Selbstinterviews das erste Mal untergekommen, als ich mir anno 1983 in London Truman Capotes Music for Chameleons kaufte. Ein Buch, das mich etwa genauso geprägt hat wie Grass, aber natürlich anders. 1983 war außerdem eine magische Zeit. Ich war wahrscheinlich literarisch nie wieder so aufnahmefähig, wie in diesem Jahr. Wie auch immer. In Music for Chameleons führt Capote auch ein Selbstinterview. Wow, dachte ich damals, inzwischen irgendwo in Aachen gelandet, wo ich von London aus hingereist war. So was muss man sich auch erstmal trauen. Sie sehen, ich habe fast dreißig Jahre gebraucht, um mich das zu trauen.
Herr Gedsudski anno 1983 in Aachen. Links und rechts von ihm steht nicht Truman Capote. Der liegt in der mitgeführten Tasche |
Herr Gedsudski: Das wäre wieder eine andere Geschichte, lieber Herr Redakteur. Aber die mag ein anderes Mal erzählt werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen