Eine ganze Menge Leute sind schon im Urlaub, nur ich habe keinen, und deshalb muss ich, neben der Arbeit, die nicht weniger geworden ist in dieser Woche, auch noch Pflanzen gießen. Das ist per se schon einmal etwas Unschönes. Mit eigenen Pflanzen habe ich da allerdings nur wenige Probleme. Die sind alle so erzogen, dass sie sich meinem Gießrhythmus angepasst haben. Die kommen auch schon mal zwei oder drei Wochen Trockenperiode klar. Andere haben aber so verwöhnte italienische Kräuter, die deshalb italienische Kräuter sind, weil sie eigentlich in Italien wachsen sollten, nicht hier. Sei's drum. Der Klimawandel und die Zuchterfolge der Pflanzenzüchter haben es möglich gemacht, dass diese Kräuter nun auch hier gedeihen. Das hat zum einen zur Folge, dass unsere Speisen zuweilen heftig mit Kräutern belastet sind. Zum anderen aber, und das ist noch schlimmer, bedeutet das, dass ich nun täglich Kräuter gießen muss. Komme ich ein paar Stunden später nach Hause, weil ich länger gearbeitet habe, dann droht der Basilikum bereits hängenden Kopfes mit Selbstmord. Die Minze sieht aus, als sei ihr furchtbar schlecht. Und dieses Zeug, das wie Tanne schmeckt, ich habe leider den Namen gerade nicht zur Hand, Thymian, glaube ich, schaut braunblättrig missgelaunt in den Nachthimmel. Also: Wasser marsch! Allerdings scheinen alle meine Mühen im Mutterboden zu versickern. Seit die rechtmäßige Besitzerin nicht mehr da ist, welken die Pflanzen vor sich hin. Sicher, die meisten leben noch. Aber ist das ein Leben, frage ich mich jedesmal, wenn ich hilflos mit der albernen Plastikgießkanne in der Hand vor diesen Pflanzen stehe, die nichts mehr von ihrem einstmals italienischem Stolz ausstrahlen. Stattdessen liegen sie kreuz und quer wie italienische Fußballer, die schnell noch einen Elfmeter rausholen wollen, und reiben sich mit schmerzverzehrtem Gesicht die Blätter. .
Nur noch eine Woche, dann kehrt die Kräuterbesitzerin wieder heim. Aber bis dahin ist alles zu spät, fürchte ich. Und weil die Sache so furchtbar schief läuft, hat mir gestern auch noch die Nachbarin ihren Schlüssel gebracht. Ob ich für ein paar Tage mal ihre italienischen Kräuter mitgießen könne ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen