Eine Zeit lang wirkte alles normal. Es war nichts besonderes an ihr.
Eine Art verkrampftes Lächeln vielleicht. Mehr nicht. Sie stand so, dass
ich ihr Gesicht von der Seite sah. Das Cocktailglas in ihrer Hand war
halb leer. Keine Ahnung, was sie gerade trank. Ich hatte mir ein Bier
genommen. Es war Sommer und die Luft in diesem Ausstellungsraum ziemlich
trocken.
Nein, sie wirkte wirklich ganz normal, bis sie diese
ruckartige Bewegung machte. Wie ein Schluckauf sah das aus. Ich sah auf
das Etikett meiner grünen Bierflasche und überlegte, ob mir irgendein
lustiger Spruch zu einem Schluckauf einfällt. Ich wollte sie nicht
anmachen. Es war nur so entsetzlich langweilig auf dieser Ausstellung
und sie stand eben gerade neben mir. Natürlich sah sie süß aus und so.
Hatte auch ein- oder zweimal zu mir rüber gekuckt, während Heinse eine
Rede zu seinen Bildern hielt. Und jetzt hatte sie eben Schluckauf.
"Sie
müssen das Glas von der falschen Seite aus leeren", wollte ich gerade
sagen, was besseres fiel mir nicht ein. Da hustete sie einen Schwall
Blut und sank langsam zu Boden. Wie in Zeitlupe.
Einen Augenblick
lang röchelte sie noch. Aber ich stand da wie angewurzelt. Als ich mich
wieder rühren konnte, zuckte sie kurz auf und blieb dann reglos. Da war
nichts mehr zu machen. Während Heinse Applaus für seine launige Rede
erhielt, stellte ich meine Bierflasche auf einen dieser hässlichen
Metalltischchen und ging langsam zum Ausgang. Scheiß Vernissage!
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