Es ist wieder einmal Freitag Nachmittag, und erneut teile ich mir das Gebäude mit dem Reinigungs-Kommando, denn ich muss noch etwa 1000 Seiten ausdrucken, und das mit einem Drucker, der die einzelnen Seiten sorgfältig zu malen scheint. In solchen Augenblicken, in denen man mit niemandem reden kann als mit seinem lahmen Drucker, ist so ein Weblog natürlich schon eine feine Sache. Dennoch habe ich mir vorgenommen hier nun wieder ein wenig kürzer zu treten. Das Webloggen kostet einfach viel zu viel Zeit, denn wenn die Sache einmal läuft, gewinnt sie eine solche Eigendynamik, dass man fast jeden Tag damit beschäftigt ist, und sei es auch nur gedanklich. Irgendwann ist man dann schließlich soweit, dass man die Welt nur noch in blog-gerechten Einheiten wahrnimmt: ???Wie kann ich, was ich sehe und erlebe, in mein Weblog einbinden?“
Blogs sind in der Tat eine hervorragende Art und Weise sich von anderen Dingen abzulenken, abzutauchen in eine Parallelwelt, die selbst wenig von sich preisgeben möchte aber so viel wie möglich erfahren will. Denn das ist das ganze Geheimnis: Die Selbststilisierung im Blog schützt vor Angriffen von Außen. Schließlich ist der Stubenhocker ja keine reale Person, sondern ein Konstrukt, hinter der sich eine reale Person verbirgt. Der Stubenhocker ist ein Kunstprodukt wie alle anderen Ichs in den Blogs dieser virtuellen Welt: Mal näher dran am Autor des Blogs, mal meilenweit von ihm oder ihr entfernt, aber immer ein Kunstprodukt.
Natürlich ist diese Möglichkeit der Stilisierung sehr verlockend, da sie ja im öffentlichen Raum und also vor Publikum stattfindet. die berühmten 15 Minuten sozusagen. Außerdem ist man auch ein kleines bisschen der Dichter oder Regisseur oder Mini-Gott seines eigenen stilisierten Weblog-Ichs, das gibt natürlich noch einmal einen zusätzlichen Thrill.
Aber dieser Thrill kann eben allzu leicht ein das Leben zu sehr beherrschender werden. Und bevor das mit mir und meinem kleinen Mini-Blog hier auch geschieht, drossle ich also das Tempo erst einmal.
Nein nein, das hier ist kein Abschied, zumindest kein totaler. Der Stubenhocker muss sich halt nur ein bisschen selbstverwirklichen – außerhalb des Internets. Aber wann immer ich irgendwo ein schönes Foto finde, dann werde ich es hier veröffentlichen – dafür lege ich sogar noch eine neue Abteilung an! Und wann immer ich in die Verlegenheit komme 1000 Seiten auszudrucken, werdet ihr mich wieder hier finden. In der Zwischenzeit aber bin ich anderswo.
Machts gut, ihr zwei, drei treuen Leser. Bis irgendwann mal ... Ciao!
Ursprünglich bei Stubenhocker (blog-it.de)