Seit mir Frau Gedsudski vor drei Jahren Sämtliche Gedichte von Tomas Tranströmer geschenkt hat, liegt das unscheinbare Hanser-Buch bei mir im Regal und wartet. Und erst vor ein paar Tagen habe ich das Buch aus dem Staub geschält, der sich inzwischen darauf abgelagert hat, und habe gelesen.
Wirklich viel habe ich natürlich nicht erwartet. Schwedische Lyrik. Na ja. Und dann noch übersetzt. Und dann noch der Literaturnobelpreis. Doch dann zog es mir ganz schnell den Boden unter den Füßen weg. Tranströmers Lyrik ist, als wenn man an einem schwülheißen Tag in einem Gebirgsbach badet, dessen eiskaltes Wasser einen überströmt* und sofort Kopfschmerzen verursacht, aber dabei unendlich erlösend wirkt. Tranströmers Lyrik ist ein eiskalter Gebirgsbach in der Sommerhitze.
Da ich kein Schwedisch kann, weiß ich nicht, ob die Gedichte von Hanns Grössel gut übersetzt worden sind. Was ich aber beurteilen kann ist das, was im Deutschen herauskommt. Und das ist großartig geworden. Grössel hat ein Gefühl für die deutsche Sprache, das vielen Überträgern von Lyrik abgeht.
Ich will nicht lange weiterschwärmen und empfehle einfach nur den Kauf des kleinen Bändchens mit einem nobelbepreistem Gesamtwerk von 247 Seiten. [Tomas Tranströmer: Sämtliche Gedichte. Aus dem Schwedischen von Hanns Grössel. Edition Akzente. München: Carl Hanser, 1997. Knapp 20 Euro. Für etwa 13 Euro gibt es inzwischen bei Fischer eine erweiterte Taschebuchausgabe: In meinem Schatten werde ich getrragen. Aber dessen Umschlag ist sauhässlich.]
Hier ein kleines Beispiel. Eine Strophe nur:
Ein plötzlicher Durchzug, und die Gardine flattert.
Die Stille läutet wie ein Wecker.
Ein plötzlicher Durchzug, und die Gardine flattert.
Bis fernab zu hören ist, wie eine Tür zuschlägt,
weit weg in einem anderen Jahr.
* Man ist versucht, transströmt zu schreiben.
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