Dies sind die ersten Worte, die ich mit meiner neuen Tastatur
schreibe. Es handelt sich um eine Cherry-Tastatur, sie ist schwarz und in China
hergestellt. Auch meine alte Tastatur war eine Cherry-Tastatur. Aber sie
stammte noch aus Deutschland – und war nicht schwarz, sondern wirklich und
wahrhaftig mausgrau. Oder vielmehr hausstaubgrau. Und Hausstaub war wohl zum
Schluss auch ihr hauptsächlicher Bestandteil. Dort, wo man zwischen die Ritzen
der Tastatur kucken konnte, sah man Staub. Buschigen, dunklen Hausstaub. Ein
Fest wahrscheinlich für jede Hausstaubmilbe, die etwas auf sich hielt.
Ich weiß nicht, wie lange die Tastatur Gelegenheit gehabt
hatte Staub anzusammeln. Die alte Tastatur war, so entnahm ich dem eingegossenen
Plastikgussdatum, 2008 entstanden. Also habe ich sie mindestens fünf Jahre,
wahrscheinlich aber eher länger, in Gebrauch gehabt. Der Staub stammt also aus
einer Zeit, als die Welt noch besser war. Es gab keine Syrienkrise. Es gab noch
keine Coca Cola Life. Ein unschuldiges, geradezu naives Leben führte man
damals, als die Tastatur ihren Dienst aufgenommen hatte, kurz, nachdem ich
meinen großen Welterklärungsroman zu Ende geschrieben hatte.
Und damit fällt mir ein: Etwas Großes, etwas Literarisches
gar, kann ich auf der staubgrauen Cherry-Tastatur kaum geschrieben haben.
E-Mails wahrscheinlich massenhaft, hier und da ein Posting im Blog, vielleicht
eine Bestellung oder so. Aber große Literatur? Fehlanzeige! Es war die Tastatur
der kleinen Schritte. Keine Experimente, schien sie mit jedem Buchstaben, jeder
Ziffer zuu schreien. Ich bin eine hausstaubgraue Tastatur und nicht etwa eine
bunte AVID-Tastatur, die träumt, sie sei ein LSD-Trip. Und mehr und mehr hielt
ich mich daran. Punkt.
Jetzt aber, seit heute, wird alles anders. Literarische
Welten erschließen sich mir, wo sonst Alltagskorrespondenz obsiegte. Eine neue
Tastatur ist wie ein neues Leben, möchte man Jürgen Marcus variieren, um dann
lauthals ein „schananananana“ herauszuschmettern.
Cherry Cherry Lady |
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