Montag, 19. Januar 2009

Fame

Ich habe Daniel Kehlmanns Buch Ruhm (Rowohlt, 18,90 Euro) mit großem Genuss und am Stück gelesen. Dass ich dabei immer Bowies "Fame" im Hinterkopf hatte, war allerdings ein lästiger Nebeneffekt. Das Buch ist gut zu lesen, unterhaltsam, amüsant, zuweilen witzig (vor allem der Satz über die Schweiz) und kunstvoll gemacht in der Art, wie die neun Geschichten miteinander verwoben sind, sich gegenseitig spiegeln, ergänzen und in Frage stellen. Und wenn keiner mehr weiter weiß, dann kommt ein schleimiger Autodieb ins Spiel, ganz so wie in Monty Pythons Das Leben des Brian die Außerirdischen ... Ein schönes Buch. Nichts besonders Neues. Man erkennt Pynchon, Salinger, Nabokov und all die anderen Helden, die auch bei immer in der ersten Regalreihe stehen. Ein beachtliches Buch!
Störend ist allein der sprachlich völlig verunglückte Versuch in die Foren-Szene einzusteigen. Das Kapiel "Ein Beitrag zur Debatte" glänzt durch eher schlecht abgekuckte (und dadurch manchmal peinlich wirkende) Verunstaltungen einer vollkommen korrupten Internet-Szenensprache.
Doch auch damit bleibt es ein gutes Buch, dem der aktuelle Platz 1 in der Amazon-Verkaufliste (und bald wohl auch an anderen Orten) gerne gegönnt sei. Kehlmann ist einer der Guten zwischen vielen Blöden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Da ich die »Vermessung« gerade erst gelesen hab, muss »Ruhm« wohl noch bis 2012 warten. Bis dahin ist das Internetsprech des Jahres 2007 aus meinem Gedächtnis verschwunden und die Authentizitätfrage stellt sich dann so nicht mehr.

Aber jetzt ist erstmal – ich kann auch aktueller – Pleschinski mit »Ludwigshöhe« dran. Da spüre ich den Atem des nächsten Vormerkers schon im Nacken.