Freitag, 29. August 2008

The Art of Noise

Thou hast committed –
Fornication: but that was in another country,
And besides, the wench is dead.


Die Jugendliebe, die als Hirngespinst im Hinterkopf wabert. Die Jugendliebe, die im Laufe der Jahre immer größer wird, larger than life. Das ist eine Zutat, aus der Restlicht gemacht ist, der erste Roman des Wellenchefs von Einslive. Und eine weitere Zutat ist die finstere Provinzialität der 70er Jahre am Ende der Welt, hier in Form eines Dorfes auf der westlichen Seite der Zonengrenze, die natürlich in den Siebzigern längst nicht mehr so heißen durfte. Ich selbst habe die Siebziger mitgekriegt aus der Perspektive des Kindes, aber all die muffigen, bräsigen, deutschherbstigen, nach fettigen Haaren und Räucherstäbchen riechenden, zugequalmten Szenen, die erst der Punk und 1978ff. aufzumischen vermochten, sind mir noch lebhaft in Erinnerung, so lebhaft, dass ich sie als körperlichen Schmerz geradezu mitfühle beim Lesen eines Romans, der außerdem sehr spannend und eloquent geschrieben ist. Hier und da sind ein paar handwerkliche Unzulänglichkeiten zu finden, die ich unterdessen eher dem Lektor ankreiden würde als dem Autor. Manche Wechsel der Perspektive sind schlecht, und bei den ersten paar Sätzen des Buches denkt man: Na ja! Aber dann wird es immer besser, kommt in Fahrt, wird zu einem klasse Buch, das sicherlich mehr über die Siebziger verrät, als dreißig Dokumentarfilme mit Szenen der entführten Landshut. Ein Volksbuch im besten Sinne des Wortes, eines nämlich, das die Jedermanns von nebenan auftreten lässt und sie dabei wahr und realistisch zeigt, mit einer Hassliebe für all die gescheiterten Weltklasse-Gitarristen zwischen Flensburg und Garmisch-Patenkirchen.


Jochen Rausch: Restlicht. Köln: Kiepenheuer und Witsch 2008. 8,95 Euro.

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