Dienstag, 4. März 2014

Back in the U.S.S.R.

Wenn man sich anschaut, was in den 25 Jahren geschehen ist, seit sich die Sowjetunion – und somit Russland – zwangsläufig aus Mittel- und Osteuropa zurückgezogen hat, ist das, was jetzt gerade dort auf der Krim passiert, nicht mehr ganz so überraschend, wie es den Anschein haben mag. In diesen 25 Jahren ist Russland wiederholt überrumpelt worden, weil es wirtschaftlich schwach war und sich in einer Umbruch-Phase befand. Damals gab es das Versprechen, die NATO keinesfalls nach Osten zu erweitern. Inzwischen sind nicht nur Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn in der NATO, sondern auch die ehemaligen Sowjet-Republiken Estland, Lettland und Litauen. Natürlich gibt es zahlreiche, oft wichtige Argumente dafür. Aber stellen Sie sich diese Veränderungen einmal aus der Perspektive Russlands vor. An anderer Stelle machen sich viele westliche Journalisten einen Spaß daraus, Russland als Nation mit einer hämischen Arroganz zu demütigen – zuletzt bei den olympischen Spielen, zu denen es zahlreiche Tweets gab, die zeigten, dass die Toiletten nicht funktionierten und die Türklinken sich lösten.

Natürlich ist Russland keine lupenreine Demokratie. Und natürlich ist Putin ein außer Kontrolle geratener, größenwahnsinniger Macho. Das ist gar keine Frage. Wahrscheinlich sind auch die Toiletten nicht lupenrein, und die Türklinken mögen dem deutschen (oder us-amerikanischen) Industriestandards nicht entsprechen. Aber vieles von dem, was jetzt in der Ukraine schiefläuft, hätte der Westen, hätten wir, hätte auch Frau Merkel und Herr Steinmeier, sehen können und sehen müssen. Dass Russland die Ukraine nicht aus dem Kreis der GUS-Staaten herauslösen lassen will und kann, ist ziemlich eindeutig. Und das wissen auch die Europäer und die Amerikaner nicht erst seit gestern. Im Verständnis der Russen gehören Weißrussland und die Ukraine zum zentralen russischen Einflussgebiet.Ob das so gut ist und so sein muss, darüber kann man möglicherweise reden. Aber ganz bestimmt nicht ohne die Russen. Schließlich ist die europäische Osterweiterung die russische Westschrumpfung.

Zur Abwechslung wäre also einmal Fingerspitzengefühl angesagt. Wenn ich allerdings NATO-Sekretär Rasmussen sehe und höre, habe ich den einen oder anderen Zweifel, dass das gut funktioniert.

Edit 6.3.2014: In diesem schmutzigen Spiel verspielen beide Seiten schneller ihre Glaubwürdigkeit als man Jack Robbinson sagen kann. 

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