Donnerstag, 15. März 2007

Der kulinarische Bankrott - eine Nachlese

Am Sonntag nahm mich ein Freund mit zur LitCologne. Ich durchquerte gerade frühfrühlingshafte Landschaften mit meinem Fahrrad und dachte nichts Böses, als plötzlich mein Mobiltelefon klingelte. Ein Freund fragte, ob ich nicht mitwolle zu einer Lesung. Kulinarisches Quartett sagte er noch und Dennis Scheck, den Rest verstand ich nicht mehr, weil ich gerade in ein Funkloch fuhr.

Keine Stunde später saßen wir im Zug nach Köln. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt meine Wäsche zu wechseln, und so roch ich wohl ein wenig streng, aber das war okay. Ob ich nicht Fotos machen könne, hatte der Freund noch ins Funkloch gefragt, und deshalb hatte ich mir, während ich das Fahrrad abstellte, schnell noch die kleine Digitalkamera gegriffen, die problemlos in die Hemdtasche passt. Also war das auch okay mit den durchgeschwitzten Sachen, denn alle Fotografen, die ich kannte, hatten etwas leicht Proletarisches an sich, und so hatte ich mich dem Bild meines neuen Berufes schneller angepasst, als ich ihn ausübern konnte an diesem Abend.



Die Veranstaltung fand in der Flora am Zoo statt. Als wir aus der Straßenbahn stiegen, roch es recht streng nach Tierurin. Hätte ich gewusst, dass dieser Geruch sozusagen ein Motiv war, das sich durch den ganzen Abend zog, ich wäre ins nächste Brauhaus gefahren und hätte mich mit Kölsch benebelt, während der Freund sich allein das kulinarische Quartett hätte geben können. Oder gleich mitgekommen wäre. Aber ahnungslos wie ich war - wie wir waren, lief ich mit ihm auf das strahlend hell erleuchetet Gebäude zu, das nun etwa Viertel vor acht, schon fast bis auf den letzten Platz besetzt war. Also setzten wir uns irgendwohin, wo die Bühne nur noch etwa so groß aussah wie ein Kölschglas.

Dann ging es los. Und zwar mit eiener Absage. Eigentlich sollte ja irgendein Sternekoch dabei sein, aber anscheinend waren die Sterne noch nicht ganz gar, und deshalb musste jemand anders einspringen: Werner Köhler. Der ist nun zwar kein Koch, hat aber mit Cookys ein Buch über einen geschrieben. Außerdem ist er Mitorganisator der Litcologne. Der Rest der Runde sind (von links nach rechts:) Dennis Scheck, Katja Lange-Müller, Frank Schätzing und da ist er wieder: Werner Köhler.


Da ich ja als Fotograf da war, stellte ich mich mit meiner kleinen 3-Pixel-Digitalkamera zu den anderen Fotografen. Die hatten natürlich alle wahnsinnig tolle Apparate und riesige Objektive, die sie mir denn auch mit einem gewissen männlichen Stolz zeigten. (Seltsamerweise habe ich noch nie Fotografinnen gesehen, die mit solch riesigen Objektiven herumfuhrwerken.) Tja, da hatte ich natürlich nichts gegenzuhalten, also hielt ich meine kleine Kamera unverdrossen auf das Geschehen auf der Bühne. "Geschehen" ist übrigens übertrieben. Eigentlich schätze ich Dennis Scheck ja sehr wert, nicht zuletzt seiner Fernsehsendung wegen, die für Kulturkacke schon ganz okay rüberkommt. Umso enttäuschender gab sich Scheck hier als Moderator. Von der Form des "Literarischen Quartetts", an das man sich ja via Titel heranmachte, war hier nichts zu erkennen. Stattdessen moderierte Scheck ebenso uninspiriert wie unvorbereitet drauflos, kalauerte auf unterstem Niveau, und man merkte, dass er überhaupt keine Lust hatte zu dem, was er da tat.


Auch Katja Langen-Müller war nicht besonders inspiriert an diesem Abend. Sie gab die Ostberliner Hausmutter, was ihr mit ihrerer berlinernder Doppel-Big-Pack-Stimme hin und wieder auch ganz gut gelang. Ansonsten war sie ebenfalls so gut wie nicht vorbereitet und man fragte sich allen Ernstes, was die Frau dort oben zu suchen hatte.


Über Werner Köhler kann ich nichts sagen. Er war als Auswechselspieler da, und deshalb war es okay, dass er nicht ganz so gut vorbereitet war.



Einzig unterhaltsam im allerbesten Sinne war Bestselleraustor Frank Schätzing, der nicht nur mit einem grandios schlechten Kochbuch von Mosimann punktete, sondern als Einziger an diesem Abend sein Geld wert war: Er trat auf als Entertainer, der auch aus "Klassikern" wie Bölls Irischem Tagebuch und Harris' Schweigen der Lämmer (!) eine kleine Delikatesse anrichtete.


Apropos Delikatesse: Inzwischen saß ich wieder auf meinem Platz und nahm die "Akteure" auf der Bühne nur als Fliegenkleckse wahr, da folgte der Gipfel der Unverschämtheit, wie man so schön sagt. Es war der Versuch, dem Publikum eine Pansensuppe aufzunötigen, und zwar in einem Plastikbecher. Die sogenannte Suppe roch nicht nur wie Erbrochenes, sie sah auch so aus.





Viele waren zu dieser Zeit allerdings schon längst gegangen und bekamen dieses kulinarische Elend, das in mehrererlei Hinsicht zur Veranstaltung passte, nicht mehr mit.

Als der Freund und ich nach der Veranstaltung zurück zur Straßenbahn gingen, passierten wir wieder jene Stelle, and er es so aufdringlich nach Tierurin roch. Ich dachte an Pansensuppe, schlecht vorbereitete Kulturträger und fragte mich, wieviele Steuergelder eigentlich in solche überaus nutzlosen Veranstaltungen fließen. Ob das mehr waren, als der Zoo aufbrauchte, um diese Unmengen an Tierurin zu produzieren?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wie, Sie kennen den Klink nich?

Ansonsten: Immer gut zu wissen, wenn man nichts verpasst hat. Schöner Bericht.