Montag, 5. Juni 2006

Drahteseleien, Teil 1


Pfingstsonntag: Am späten Mittag entscheide ich mich, mein Fahrrad weiter einzufahren, packe eine Flasche Wasser in meinen Rucksack, und für alle Fälle auch meine Regenjacke. Dann schiebe ich mein Fahrrad ins Freie und fahre los. Zuerst Richtung Neviges, dann nach Langenberg. Ich fahre weite Strecken parallel zur Bahn, dann nach erstaunlich kurzer Zeit, fahre ich in dem beschaulichen Örtchen unterhalb der großen Sendemasten ein.

Nun folge ich dem Radwegschild Richtung Essen-Kupferdreh. Das sind noch etwa fünf Kilometer. Zunächst geht es eine breite Autostraße entlang, dann zeigt das Schild auf einmal auf einen Weg, der von der Straße weg im 270° Winkel steil nach oben und scheinbar ins Nirgendwo führt. Ich halte an und stutze. Ein Ehepaar, das schon eine Zeitlang hinter mir gefahren ist, bleibt ebenfalls stehen. Auch sie wollen nach Kupferdreh und finden den Weg sehr merkwürdig für einen Fahrradweg. Aber sie haben eine Karte dabei, und wir stellen zu Dritt fest: Das ist tatsächlich der Weg! Während das Paar rastet, kämpfe ich mich den Berg hoch, zunächst auf dem Rad, dann schiebend. Der Berg zieht sich scheinbar endlos. Als ich endlich oben ankomme,. erwartet mich eine hässliche Neubau-Einfamilienhäusersiedlung. „Every Day is Like Sunday”, summe ich und steige wieder aufs Rad. Doch nur fünf Minuten weiter offenbart sich mir eine nette Aussicht. Von dem Berg aus blickt man hinunter ins Ruhrtal, sieht Kupferdreh und dahinter den Baldeneysee. Ich mache ein paar Fotos, die natürlich nicht annähernd das wiedergeben, was ich sehe.



Nachdem ich einen Schluck Wasser getrunken habe, fahre ich schließlich herab ins Ruhrtal, durch Kurven und Serpentinen schieße ich mit bis zu 40 km/h – genau, ich habe neuerdings auch ein Tachometer! – ins Tal hinab. Ich fahre durch Kupferdreh am Bahnhof entlang und von dort aus hinunter zum See.

Am See ist natürlich die Hölle los: Inlineskater, Radfahrer, Spaziergänger umziehen das Gewässer. Ich setze mich auf eine Bank und mache ein paar Fotos. Dann fahre ich weiter Richtung Essen Zentrum. Nach einem kurzen Stück auf der Straße und einem schlammigen Radweg führt mich der Weg an der Ruhr entlang, durch eine wunderschöne, nun sonnenbeschienene Auenlandschaft. An einer Stelle macht ein Haufen Frösche einen solchen Krach, dass man sich fragt, wie diese kleinen Tiere einen solch riesigen Lärm veranstalten können. Schließlich stehe ich an einem Radweg-Schild, das ich nicht verstehe. Eine kühne Pfeilkonstruktion verschleiert eher den Weg, als dass sie ihn erklärt. Also frage ich eine Ortskundige, die mit ihren zwei Kindern ebenfalls auf dem Rad unterwegs ist. Sie nennt mir zwei Routen, die eine, die den Pfeilen entspricht, und eine – landschaftlich weniger reizvolle – Abkürzung. Da sich mir die erste Variante bereits nach 200 Metern wieder entzieht, mache ich kehrt und nehme die Abkürzung über die Ruhrallee, denn allmählich bekomme ich Hunger, weil ich seit heute Morgen nichts mehr gegessen habe. Die Ruhrallee vollzieht eine fiese, weil ewig sich ziehende Steigung.

Als ich dann am Hauptbahnhof ankomme, habe ich 34,7 Kilometer auf meinem Tacho stehen. Inzwischen ist es zwanzig nach drei; für die gesamte Strecke habe ich ziemlich genau drei Stunden gebraucht, einschließlich der kleineren Pause am Baldeneysee. Insgesamt eine nette Strecke.

2 Kommentare:

Karlheinz Mosblech hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Karlheinz Mosblech hat gesagt…

Den Berg sind wir mal zu Fuß hoch, was nicht weniger anstrengend war:
Deilbachkantate.